Burton # 217 bei der Black-Forest-Classic Rallye

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ekke
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Burton # 217 bei der Black-Forest-Classic Rallye

Beitrag von ekke »

18.-21.05 2016
Regularity-Rallye über 750 Km. Kraichgau, Nordbaden, Nordschwarzwald.
Wir(Hubert Meier und ich, Ekke Lenz) waren dabei!
Eigentlich hatten wir keine Ahnung, was da auf uns zukommt...
Und es kam noch schlimmer!
Nix mit 'werfen Sie 3 Bälle in die Luft, schätzen Sie das Gewicht des Beifahrers' während Sie mit genau 21,5 km/h die nächsten 37 Meter fahren etc...
Das sind ja typische Aufgaben bei vielen 'Classic-Rallyes'.

Eine 'Nachtetappe' und zwei Tagesetappen waren angesagt.
Ich habe als Beifahrer ja schonmal die Eine oder Andere Rallye gefahren,
darunter 4 Mal die 'Rallye Deutschland', heute Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft.
Ich fühlte mich als Beifahrer fit. So was verlernt man nicht.
Mittwoch Nachmittag war Papier- und Technische Abnahme.
Die Führerscheine, KFZ-Versicherung wurden ebenso geprüft wie das Fahrzeug. Ist das Fahrzeug verkehrssicher, gehen alle Beleuchtungseinrichtungen, ist das Fahrzeug zu laut? Ist das Alter der Reifen nicht höher als 6 Jahre?

Das war alles bald erledigt, es gab die Fahrtunterlagen.
Drei dicke Bordbücher, die Bordkarten, Startnummern, die Essens-Gutscheine etc., verpackt alles hübsch in einem Paket.

Ein Blick in die Unterlagen brachte die Aufgabenstellung zu Tage:
Fahren nach 'Chinesenzeichen' und Kartenskizzen. Also nicht wirklich problematisch.
Fahren von Zeitkontrolle (ZK) zu ZK, minutengenau. Auch lösbar.
Dazwischen Lichtschranken, die die vorgegebene Fahrtzeit auf 1/100 Sekunden genau überprüfen. Alle Standpunkte der Lichtschranken waren bekannt.
Uups: das wird Stress!
Ich habe sowas vor 38 Jahren zu Beginn meiner Karriere als Rallye-Beifahrer vielleicht 20 mal auf insgesamt 70 Km Streckenlänge gemacht. Sollzeit-Etappen waren 1978 maximal 4-6 Kilometer pro Veranstaltung ! lang, danach war man fertig wie ein altes Handtuch.
Und jetzt: ca. 700 Kilometer, permanentes Fahren auf Lichtschranken, unterteilt von dem Fahren zu ZK's, wo die minutengenaue Ankunft gewertet wird.

Trainiert haben wir diese Aufgabenstellung nicht, wir gingen das ganze viel zu lasch an.
Hubert hat keine Ahnung vom Motorsport, ich nur noch rudimentäre Erfahrung in der speziellen Sparte 'fahren auf Sollzeit'..
Also haben wir uns erstmal 'durchgewurstelt'.

Ohne klares Konzept, ohne Plan, einfach durch ' Versuch macht Klug' – Taktik.
Etappe Donnerstag Abend.
Start in Heimsheim, Ziel im Seehaus Pforzheim, 94 Kilometer. Dazwischen 6 ZK's und 13 Lichtschranken. Die Strecke meist über Nebenstraßen, Feldwege, wie im gesamten Verlauf der Veranstaltung.
Eine Prüfung 'Indoor', in den Werkshallen der Fa. Hagenlocher in Maichingen, eine auf dem Flugplatz Malmsheim, eine auf dem Firmenparkplatz 'vom Bosch' in Gerlingen.
In Malmsheim waren 5 Lichtschranken aufgestellt!
Inzwischen wurde es dunkel und kalt. Optimal im offenen Auto!
Kein vernünftiges Licht am Fahrzeug (Serienlampen vom 2-CV), keine Kartenlampe, wir schleppten uns restlos durchgefroren mit Hilfe einer Handy-Lampe in das Tagesziel am Seehaus Pforzheim.
Ein kurzes Abendessen im 'Seehaus', danach ab nach Hause. War ja nicht weit.

Der nächste Morgen:
Das Grauen auf Rädern! Start um 8:16 Uhr; 7:00 Uhr Fahrerbesprechung, das ist ein Pflicht-Termin.
Meint 6:00 Uhr treffen mit Hubert = 5:00 Uhr aufstehen.
5°C Temperatur. Wir waren wieder durchgefroren, als wir nach einem Tank-Stop in Heimsheim ankamen. Aber es gab Kaffee!
9 ZK's waren anzufahren, 17 Lichtschranken.
Unser Zwischenergebnis der 'Nachtetappe' war ernüchternd: 5. von 8 in unserer Klasse.
Und dabei war die 'echte Katastrophe', der Flugplatz Malmsheim aus der Wertung genommen worden. Scheinbar hatten noch mehrere Teams unser Problem:
Nacht, Pylone mit 'Seitenbalken', die nicht zu sehen waren, weil:Dunkel.

Wir müssen unser Vorgehen optimieren.
Nur : Wie???
Während wir in der ersten Etappe mit Strafzeiten von um die 45 Sekunden kräftig Strafpunkte sammelten, gab es Teams, die irgendwo bei 1,2 Sekunden uns das Niveau gezeigt hatten.
Also nicht die Strafzeit für eine Prüfung, sondern über die gesamte Etappe!
Was hatten Die, was wir nicht hatten: Erfahrung und Training!
Technik: eine fest Installierte Kartenlampe oder eine Kopflampe für den Co, vernünftiges Licht am Fahrzeug wären von Nöten gewesen.

Die Kraichgau-Etappe:
Die Strecke führte von Heimsheim fast bis nach Eppingen, unterbrochen von einer Kaffeepause bei Ochsenbach. Der Kaffee wurde aus einer 'Ape' serviert, war einfach sensationell!

Dann in einer Interessanten Schleife nach Sulzfeld, auf die Ravensburg.
Dort eine gepflegte Mittagspause, das Futter war wirklich 1.Klasse!

Zurück über eine Pause 'beim Gasometer' in Pforzheim, zur finalen Etappe des Tages. Über Huchenfeld, dann wieder runter nach Unterreichenbach, dort die 'Bergprüfung' hoch nach Schöllbronn.
Zum Abschluss des Tages ein abgesperrter Rundkurs ( Achtung: Es wird nach STVO gefahren, also es gibt Teilnehmer, die von Rechts kommen!)
Ansonsten war der Rundkurs perfekt abgesichert, es gab sogar ein Feuerwehr-Fahrzeug in der Prüfung.
Für uns gab es in der Prüfung nur ein klitzekleines Problem:
Wir haben es zusammen einfach 'verschusselt' .
Wir verpassten einfach eine Lichtschranke, OK, war unser Fehler.
Damit ging unser Strafpunkte-Konto innerhalb von wenigen Sekunden nochmal 120 Punkte hoch.
Wenige Meter weiter war auch das Etappenziel im Schlosshof von Heimsheim, Vorstellung der Teilnehmer.
Wir haben uns dann baldmöglichst 'verzupft', also nicht mehr am Rallye-Treff bei Prestel + Gemmer teilgenommen. Wir waren einfach fertig!
Ab nach Hause: schlafen!!!

Samstag, gaaaaanz früh!
4:00 Uhr raus, 5:00 Uhr Hubert abholen, zusammen nach Heimsheim, tanken und um 6:30 Fahrerbesprechung. Start ab 7:30 Uhr.
Erster Tiefschlag: Hubert hat 'Rücken'. Und zwar ganz fies.

Wie die letzten Tage: kalt, dunkel waren die Stichworte für die Anfahrt.
Der Wettergott meinte: kein Regen in Sicht, also tagsüber schöne Bedingungen.
Die Etappe 'Nordschwarzwald' wartete...
11 ZK's, 18 Lichtschranken stehen auf dem Programm.
Zunächst nach Calw, dann über Wimberg in einer langen Schleife nach Bad Teinach.
Eine Pause vormittags dort, neben Kaffee gab es eine 'Wegzehrung' an 'Bad Teinacher' Sprudel, der wurde uns sogar im Kofferaum verstaut. Vielen Dank den jungen, hübschen Damen!
Über Neuweiler, Simmersfeld nach Freudenstadt, wir hatten genug Vorzeit, also ein Tankstop. Dann eine Prüfung auf dem Gelände der Firma Östrol.
Die Mittagspause in der Renchtalhütte nahe dem Hotel Dollenberg, jedoch mitten in der 'Pampa' war eine gern gesehene und wohlschmeckende Pause.
Es ging weiter nach der Pause zur B500: hier 7 Lichtschranken, mal rechts, mal links, eine Skizze mit anspruchsvoller Aufgabenstellung, es war alles geboten, was eine interessante Streckenführung so mit sich bringt.
Hier mein einziger Kritikpunkt an der Streckenführung:
Auf der B500 mussten wir mehrere Male in den Gegenverkehr ab- oder einbiegen.
Samstag Nachmittag, tolles Wetter, da fliegen über die B500 jede Menge Motorräder. Oft jenseits von 70 km/h. Gerne auch mal mit 170 km/h!
Ich hatte jedesmal ein ungutes Gefühl.
Die nicht vorhandene Wartezone der BLZ 45 (Bordbuch 3, Punkt 164/165) wurde von uns ignoriert: Bitte Hubert, bleib nicht in einer Linkskurve vor dem Parkplatz stehen! Rein in den Parkplatz, mal schauen was passiert: Es war eine nicht im Bordbuch zu sehende Wartezone eingerichtet. Also alles OK.
Ab Sand ging es bergauf, noch eine Lichtschranke, dann eine Kaffeepause für den letzten Abschnitt am Stausee Schwarzenbach.
Dann runter ins Murgtal, in Weisenbach wieder hoch nach Kaltenbronn und runter ins Enztal, dann nach Pforzheim. Mittenrein in die Fußgängerzone, Aufstellung der Fahrzeuge vor dem Rathaus.
Hubert hatte inzwischen seine Frau angerufen, bitte bring mir Krücken zum Ziel, ich kann kaum Laufen...

Fazit: Erstaufführung einer tollen Veranstaltung. Nicht ganz billig (Startgeld: 1.300 €, dabei ist die Verpflegung in Top-Restaurants), professionelle Veranstalter.
Selbst mit 29 PS waren die Fahrzeiten problemlos zu schaffen.
Aufgabenstellung Chinesenzeichen und Kartenskizzen 1:25.000, natürlich mit einigen 'Fallen'.

Fahrzeug/Ausrüstung: Zusätzliches Licht am und im Fahrzeug ist angebracht. Also Nebelscheinwerfer am Burton und eine Kartenlampe im Burton. Wegstreckenzähler, wir haben den Terra-Trip 202 Classic, der entspricht auch dem Reglement.
2 Stoppuhren, Kartenbrett, Km-Lineal zum ausmessen der Skizzen.

Beide Fahrer: ein gemeinsames Training ist sehr zu empfehlen! Fahren auf ein Ziel in 30 -700 Meter vom Startpunkt, Beifahrer: runterzählen, Fahrer:darauf reagieren.

Um sich ein Bild von der Veranstaltung machen zu können, habe ich den gesamten Streckenverlauf nach den Bordbüchern als Google-Earth-Datei erstellt. Damit ist auch der Veranstalter einverstanden, denn nächstes Jahr gibt es eine komplett neue Strecke!
http://ekkelenz.de
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markus
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Beitrag von markus »

Hallo Ecke,
danke für den schönen Bericht.
Das Thema Alter der Reifen in deinem Bericht erinnert mich daran, dass ich mich darum auch mal kümmern sollte bei meinem Flitzer. Auch die Bremsflüssigkeit gammelt bestimmt schon und sollte mal gewechselt werden.
:oops:
Grüße
Markus
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