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Fragen rund um den Burton

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Béla
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Softtop

Beitrag von Béla »

High Loite,

vorhin bekam ich eine Mail von einem Forumsmitglied, der sich nach Rougies Softtop erkundigte. Vielleicht können meine Antworten auch für andere interessant sein, deshalb hier gleich mal für alle:


Als ich sie kaufte, hatte Rougie noch die halbhohe Windschutzscheibe, an die natürlich kein Softtop paßt. Da mir aufgrund meiner 20jährigen Erfahrung als Motorradfahrer klar war, wie man selbst und das Auto (innen) aussieht, wenn man mal ein paar hundert Kilometer bei Dreckswetter fahren muß, und ich vorhatte, sie vorwiegend auf Langstrecken zu fahren (Treffen, Urlaub im Ausland...), habe ich gleich beim Kauf das Softtop und die hohe Scheibe geordert.
Ruth Heynen rief in Zutphen an und nannte mir eine Lieferfrist von etwa vier Wochen. Wir haben vereinbart, daß Autex mir sowohl die hohe Scheibe als auch das Softtop betriebsbereit montiert (ohne Berechnung der Arbeitskosten) und mich benachrichtigt, wenn das Auto abholbereit ist.
Nach genau viereinhalb Wochen kam der erlösende Anruf und am nächsten Tag war sie mein.
Zusätzlich habe ich auch noch das Scheibenwaschset und die Scheibenwischer bestellt, die aber noch nicht eingebaut waren, als ich Rougie in MöGla in Empfang nahm. Da Autex keine Werkstatt betreibt, holt Hans sich von Fall zu Fall einen befreundeten Monteur, um solche Arbeiten machen zu lassen. Der Mann hat aber noch eine Nebentätigkeit, und so war eben noch nicht alles fertig.
Zu Hause bei der Montage der Wischer habe ich dann mangels Einbauanleitung leichten Murks gebaut, die Wischerachsen sind ein bißchen zu weit vorne, geht aber gerade noch so.
Für jemanden, der eine ganze Burton aufgebaut hat, dürfte die Montage der Kapuze meines Erachtens kein wirkliches Problem darstellen. Sorgfältiges Messen, Anprobieren und lange zögern, bevor man Löcher in die Karosse drillt, sind ja für den geübten Schrauber selbstverständlich.
Im Gegensatz zu der Wischermimik gibt es eine Anleitung zur Montage des Softtops, die scheint mir auch gut, um damit zu einem einwandfreien Ergebnis zu kommen.
Eine erste Überraschung habe ich fünf Minuten nach dem Start in Richtung Borlänge erlebt. Am Sonntag, als ich nach Schweden aufbrach, goß es in Strömen, und nach drei Kilometern Fahrt war mein rechtes Hosenbein feucht: es tropfte irgendwo unter dem Armaturenbrett. Wie sich in den folgenden Stunden herausstellte, tropfte und rann es praktisch an jeder Verschraubung, und in Flensburg war der Teppich quatschnaß.
Allerdings tropfte es nur bei wirklich starkem Regen, bei mäßigem Wasserfall hielt sich der Wassereinbruch zurück.
Dabei habe ich auch gemerkt, daß es nicht nur an den Stellen reinleckte, wo die neuen Verschraubungen für die Scheibe saßen, sondern auch die Motorhaubenscharniere ließen allerhand Wasser reinrieseln.
In Borlänge habe ich mir im Baumarkt eine kleine Tube ganz gewöhnliches Sanitärsilikon gekauft und die Löcher gedichtet, einschließlich der ebenfalls noch undichten Scharnierbohrungen der Kofferraumklappe.
Und nun zum Platz unter dem Zelt: ich bin 180 hoch und habe zunächst Kopfkontakt mit der Kapuze gehabt. Erste Maßnahme: Sitze raus und tieferlegen. Ich habe auch Cobra-Sessel, aber ob das nun auch Cobra-Classic sind, entzieht sich meiner Kenntnis, ich kenne die Modellpalette der Schlange nicht. Da ist nicht viel tieferzulegen, wie sich zeigte. Die Sessel stehen mit vier kleinen Alu-Distanzstücken auf den Schienen. Ich habe die beiden hinteren Abstandhalter entfernt und die Schienen direkt unter den Sitz geschraubt, was aber nicht viel (=weniger als den Kopf unmerklich einzuziehen) brachte. Dann habe ich das Ganze nochmal zerlegt und jeweils alle vier Distanzstücke vorne eingebaut, also an jeder Seite zwei übereinander, hinten wieder Sitz direkt auf die Schiene. Dazu mußte ich mir für vorne neue Schrauben besorgen, die hinteren wurden gekürzt, sonst passen sie nicht ganz rein. Nun sind die Sitze etwas mehr nach hinten geneigt, was sich durch eine auch bei offener Cockpit angenemere Sitzposition bemerkbar macht, ich liege jetzt etwas Schumi-mäßiger.
Tja, und trotzdem: unter der Kapuze ich muß mit meinen fünf Buchstaben noch ein Stück weiter nach vorne rutschen, damit ich noch liegender sitze, soweit, bis ich bei entspanntem Sitzen zwischen Scheitel und Verdeckbügel ein bis zwei Finger Luft habe. So aber liege ich wie in Abrahams Schoß, warm, trocken und gemütlich. Da macht es auch nichts, daß das Ein- und Aussteigen mehr ein Ein- und Auswringen ist. Wirklich: man rollt sich mit einer Drehung von 2 x 90° in den Innenraum. Bei den ersten paar Malen bin ich beim Aussteigen auf allen Vieren gelandet, einmal genau vor die Füße einer Frau, die auf dem Parkplatz neben mir ihren Toyota-Geländepanzer mit Feinkost-Albrecht-Köstlichkeiten belud. Peiiinlich!!
Es empfiehlt sich also, erst mal ohne Publikum zu üben. Mit etwas Routine kriegt man es dann sogar hin, in gefalteter Haltung aus der Luke zu rutschen und ganz elegant, ohne sich mit den Häden festzuhalten, zu voller Größe aufzuklappen. Diese Zirkusnummer sogt nicht selten für kommunikationsauslösenden Beifall beim Publikum, ist also nach meinem Geschmack schon fast ein Grund, sich für das flache Softtop zu entscheiden. Ich habe mir alle mir bisher bekannten Kapuzen verglichen und für meinen Geschmack gibt es ästhetisch auch keine Alternative. Jeder Zentimeter, um den die Plünnen die Scheibe überragen, stört die harmonische Silhouette. Einige selbstgebaute Konstruktionen habe ich gesehen (Du wahrscheinlich auch), die sahen verheerend nach Black&Decker aus, und das nicht wegen ihrer technischen Ausführung, sondern wegen der Form.
Auch die Sicht aus den Seiten"fenstern" ist für Leute unserer Höhe gewöhnungsbedürftig: Wenn ich den Kopf um 90° nach links drehe, habe ich den oberen Rand des Fensters etwa auf Oberlippenniveau. Blicke zur Seite erfordern also immer ein demütig geneigtes Haupt, aber wann guckt man denn schon zur Seite?
Du siehst schon: ich mache mich für den gelungenen Eindruck meines Autos gerne krumm, Andere haben da andere Ansichten. Deshalb kann ich auch nicht sagen, ob für 183 hohe Herrschaften das höhere Top besser wäre. Bevor Du Dir eins kaufst, solltest Du unbedingt mal reinschlüpfen und Dich wohl fühlen, nach Möglichkeiten nicht nur drei Minuten vor der Garage, sondern bei einer ausgiebigen Probefahrt. Ich glaube, jeder, der ein solches Vehikel fährt, wird Dir gerne bei der Entscheidungsfindung helfen.
Was für meinen Geschmack auch nicht uninteressant ist: die kleine gymnastische Übung beim Rein- und Rausschlängeln ist ein Fitnessanzeiger. Wenn ich das nicht mehr schaffe, ziehe ich ins Altersheim, dann habe ich auf der Straße nichts mehr zu suchen.
Mit zusammengelegtem Dach sieht eine Burton aus wie eine ohne: es wird komplett abgenommen und hinter den Sitzen verstaut. Ich habe zwar mal auf irgend einer Webseite bei den Niederländern eine Burton mit festmontiertem und runtergeklappten Dach gesehen, sah für meinen Begriff auch nicht schlecht aus, aber warum so kompliziert, wenn es einfacher geht? Zunächst müßte man die Konstruktion für eine feste Anbringung modifizieren, was einem guten Bastler allerdings nicht schwerfallen dürfte. Dann aber bedarf es zusätzlicher Vorrichtungen, um das runtergeklapperte Zeugs festzuzurren, und ein Präser muß dann auch noch drübergezogen werden, sonst wirkt die Kapuze als Bremsschirm. Einen solchen Überzieher gibt es aber von Burton nicht, denn das Auto ist als Roadster und nicht als Cabrio konzpiert worden.
Das Verstauen des Verdecks hinter den Sitzen geht auch sicherlich schneller, als über die Kapuze nochmal eine Hülle zu friemeln und zu sichern.
Was man noch wissen sollte: Bei und nach Regen, solange die Straßen naß sind, weht vorne und unten an den "Türen" ein feiner Sprühregen rein.
Linker Ärmel feucht! Bisher habe ich mir damit geholfen, nach Schließen der Schotten in den Spalt zwischen Karosse und Tür eine 10 mm dicke Moosgummischnur zu stopfen. Ganz dicht ist es damit immer noch nicht, aber na ja. Ich habe mir einen Rahmen ausgedacht, der auf die Pappis der Druckknöpfe gesteckt wird und in den die Türen eingeschoben werden sollen; eine Art einfaches Labyrinth. Ob das klappt, und wie es sich bewährt, werde ich demnächst vermelden, sobald meine V2A-Schlosserei die Teile fertig hat und ich sie ausprobiert habe.

Bis bald,

Béla
Niemand ist unnütz; auch der Dümmste kann noch als schlechtes Beispiel dienen!
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